Details

Fuchs 296 a; Maison II-17.

Provenienz:
Dr. Pauly, Amsterdam (vor 1930);
Alfred Gold (1874-1958), Berlin (1930)/Paris/New York;
Privatbesitz, Schweiz;
Privatbesitz, Deutschland.

Beschreibung

Wer hat nicht noch die Proteste der Gilets jaunes, der Gelbwesten, vor Augen, in denen sich ein Großteil der Franzosen von der Politik ihres Präsidenten Emmanuel Macron abwendet. Der zunächst friedliche Protest hat sich zunehmend radikalisiert, schlägt manchmal in Gewalt um, und zeigt einmal mehr, dass die Franzosen ein diskutierfreudiges, streitbares Volk sind, das im Diskurs um Freiheit und Gerechtigkeit bisweilen etwas übertreibt. Das war schon immer so, und daher hat es seine historische Richtigkeit, dass die Französische Revolution in Frankreich und nicht in irgendeinem anderen Land Europas ausbrach. Sie schuf die Grundlagen für unser heutiges, freiheitliches Zusammenleben, das mehr und mehr gefährdet scheint.
Revolution und Aufstand – das war im Frankreich des 19. Jahrhunderts ein ständiger Begleiter und eine gleichsam kollektive Volkserfahrung. In regelmäßigen Abständen brach sich Volkeswut und –macht Bahn – nach der Herrschaft Napoleons, die mit der Neuordnung Europas auf dem Wiener Kongress endete; 1830 und 1848, als die alte Ordnung hinweggefegt wurde, und zuletzt 1871, als nach dem deutsch-französischen Krieg der Kommuneaufstand in Paris gewaltsam endete. Aufstände, der Kampf gegen die Obrigkeit, das Leben auf der Barrikade war eine allgegenwärtige Erfahrung, von der auch Daumiers kleines Gemälde erzählt. Wohl auf die Aufstände der Februarrevolution von 1848 Bezug nehmend, zeigt es eine eng beieinander stehende Familie in einfacher Arbeiterkleidung, besorgt nach links blickend. Wir wissen nicht, was dort passiert – auch bleibt offen, ob die Familie vorangeht, oder verharrt sie, weicht sie ob des Gesehenen gar zurück? Es ist diese Unentschiedenheit, die Daumiers Gemälde zu einer allgemeingültigen, zeitlosen und persönlichen Aussage angesichts der revolutionären Ereignisse macht, deren Fortgang noch heute immer unberechenbar ist, deren Ausgang offen ist.
Daumier trägt solchen Betrachtungen auch malerisch Rechnung. Die sichtliche Erregung seiner Protagonisten überträgt Daumier in einen düsteren, fast groben Vortrag, in dem jeder Pinselstrich sichtbar ist. Aus der dunkeltonigen Farbigkeit leuchtet nur der Kopf des Mannes hell heraus, doch seine Augen bleiben verschattet. Sie bleiben wie das Gesehene im Dunkel, es bleibt allein der Vorstellungskraft überlassen.

Mit einer Bestätigung des Comité Honoré Daumier vom 29. Oktober 2013 (in Kopie). Das Gemälde wird in den Nachtragsband des Catalogue Raisonné von Karl Eric Maison aufgenommen.

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