Details

Boetticher 4 (?).

Provenienz:
Privatbesitz, Thüringen.

Beschreibung

1873 sorgte Ferdinand Piloty im Münchner Kunstverein mit der Präsentation seines Gemäldes „Kapuzinerpredigt im Porticus Octaviae“ (heute Neue Pinakothek, München) für Aufsehen; der Rezensent der „Dioskuren“ lobte Pilotys „Interesse in den malerischen Kostümen der Bevölkerung, wie in der ausgezeichnet behandelten Architektur, die mit eminenter Realistik dargestellt ist.“ Mit ihm trat Piloty nach Hyacinth Holland – führender Kunsthistoriograph des ausgehenden 19. Jahrhunderts – in Wettbewerb mit Franz von Lenbachs „Titusbogen“ (Museum der bildenden Künste, Budapest), einer malerisch ähnlich anspruchsvollen Volksszene. Piloty hat für sein Gemälde verschiedene Studien verwendet (Los 133), zu denen auch unser leuchtendes Gemälde mit der Darstellung zweier Römerinnen am Brunnen gehört. Er hat es für die Gruppe der beiden rechts vor dem Prediger erscheinenden Römerinnen wörtlich übernommen, doch von ihrem architektonischen Umraum, der umhüllenden Brunnennische, befreit. Unser kleines Gemälde ist mehr als nur eine Studie, was der Maler auch durch die Signatur bestätigt: Es ist nicht zur Vorbereitung eines größeren Gemäldes entstanden, sondern als eigenständiges, autonomes Bild, das er später für seine Komposition verwendete. Die Eigenständigkeit der Komposition wird auch daraus ersichtlich, dass er 1879 – diesmal nur mit der sitzenden Römerin – sie noch einmal aufgegriffen hat (Grisebach, Auktion 23. November 2011, Los 149). Unser Gemälde dürfte bereits vorher während eines Italienaufenthalts Ende der 1850er Jahre entstanden sein und selten hat man eine reizvollere Szene des römischen Volkslebens gesehen. Wie selbstverständlich in die Bogenrundung eingepasst, sitzt die Mutter sinnend, den Blick in die Ferne gerichtet, auf dem Sims, während die jugendliche Tochter, den Betrachter anblickend, sich vor ihr rekelt – im stillen Einverständnis mit dem Betrachter.

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