Albrecht Dürer

Buch IV aus: Hierin(n) sind begriffen vier biicher von menschlicher Proportion

Details

Meder S. 288, XXIX/1; Schoch/Mende/Scherbaum 277.114-277.144; Bohatta III, Vb-Ziij a ; Giesen XIII, 112-142.

Beschreibung

Dürer hat sich mit großem Eifer in seinen letzten Lebensjahren der Wissenschaft zugewendet. Die drei theoretischen Schriften sind ein epochales Werk der Kunstliteratur und gehören zu den Höhepunkten der europäischen Buchkunst der Renaissance. Sie enthalten die Quintessenz aller wissenschaftlichen Überlegungen des Künstlers. In der Folge entstanden in diesem Zeitraum weniger Druckgrafiken und Bilder – doch zählen gerade die Arbeiten der letzten Jahre, wie auch die theoretischen Schriften, zu den Höhepunkten in seinem Schaffen. Dürers Anliegen war, der künstlerischen Praxis ein theoretisches Fundament zu geben und Nordeuropa mit den jüngsten Erkenntnissen der italienischen Renaissance vertraut zu machen. 1525 erschien die Unterweisung der Messung, 1527 die Befestigungslehre und 1528 wurde posthum die Proportionslehre publiziert.
Seit seinem ersten Aufenthalt in Venedig, 1494, hatte sich Dürer mit der Idealproportion des menschlichen Körpers befasst. In der Folge trug er sich mit dem Gedanken, ein umfassendes Lehrbuch der Malerei in deutscher Sprache zu verfassen.
Dürer erweitert die Proportionslehre des Vitruv durch ein Verfahren, mit dem man menschliche Figuren stauchen und strecken kann. „Mit der Entwicklung derartiger Variationen, die notwendig sind, um diesen Menschentypen individuelle Formen geben zu können, bemüht er sich, im Gegensatz zu seinen italienischen und antiken Vorläufern, den Unterschied zwischen der einmaligen Erscheinung einer Person und den allgemeinen Merkmalen der Gattung, der dieser Mensch angehört, deutlich zu machen. Aus dieser Forderung heraus ergaben sich für Dürer zwei Folgerungen: die Notwendigkeit absoluter Naturtreue und damit in Zusammenhang die Rechtfertigung, auch Hässliches darstellen zu dürfen, jedoch unter der Voraussetzung, dass der Künstler das notwendige Maß an Begabung besäße“ (Anzelewsky).
Im Unterschied zu Albrecht Dürer hatte Leonardo seine Erkenntnisse nie selbst publiziert und er hinterließ trotz seines ausgeprägten Forscherdrangs kein bleibendes Druckwerk. Der Theoretiker Dürer hat insbesondere in der darstellenden Geometrie Bahnbrechendes geleistet. Vieles, was er beispielsweise über ebene Kurven und geometrische Transformationsverfahren zum Aufbau zentralperspektivischer Bilder entwickelte, wurde erst von den Mathematikern des 18. Jahrhunderts im Rahmen allgemeiner Theorien wiederentdeckt.
Leicht fingerfleckig und mit geringen Randverschmutzungen sowie vereinzelt mit alter Tinte, hauptsächlich auf dem rückseitigen Titel und dem letzten Blatt. Titel mit alter Papierausbesserung, zwei der Faltblätter mit Ausbesserungen aufgrund von kleineren Rissen und vier weitere Blätter mit kleinen Randausbesserungen. Die Blätter etwas beschnitten. Alte Wasserflecken auf dem ersten und letzten Blatt. Die Titelrückseite mit einer farbigen Porträtskizze und alten handschriftlichen Notizen. Der Pergamenteinband mit leichter Verschmutzung. Charakteristische Alters- und Gebrauchsspuren, insgesamt ein schönes und vollständig erhaltenes Exemplar.

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