Emil Nolde

Hamburger Hafen, Schlepper und Duckdalben

Details

Mit einer Fotoexpertise von Professor Dr. Manfred Reuther, Klockries, vom 28. November 2023.

Provenienz:
Privatsammlung, Köln;
Grisebach, Berlin 4.6.1993, Los 22;
Christie’s, London 29.6.2000, Los 598;
Privatsammlung, Paris.

Beschreibung

• Großformatige Tuschzeichnung voller Spontaneität und künstlerischer Meisterschaft
• Kalligrafisch-kürzelhaft erfasste Motive, die nahezu abstrakt erscheinen
• Die Hamburger Hafenansichten zählen bis heute zu den beliebtesten Motiven Emil Noldes

Emil Nolde wohnt im Frühjahr 1910 einige Wochen im Hamburger Hafenviertel und taucht begeistert in die betriebsame Welt des nie zur Ruhe kommenden Hafens ein. In dieser sich stets wandelnden Industrielandschaft mit schaukelnden und qualmenden Schiffen und Schleppern findet er zahlreiche Bildmotive. „Was Nolde in seinen Erinnerungen als rauschhaftes, geradezu besessenes Arbeiten schildert, führte zu Ergebnissen, in denen sich auf die ihm eigene Weise Spontaneität und künstlerische Kontrolle die Waage halten. Spontan ist, der Technik gemäß, vor allem der Duktus der Zeichnungen, vorgetragen mit breitem, oft trockenem Tuschpinsel auf handgeschöpftem Papier. Kürzelhaft bis an den Rand der Gegenstandslosigkeit, lassen sie noch im Ergebnis den Arbeitsprozeß sichtbar werden. In ihrer ornamentalen Rhythmik könnten sie an ostasiatische Schriftzeichen erinnern, kalligraphisch und von gespannter Energie. Wir erkennen einen charakteristischen Brückenbogen, Duckdalben, ahnen den Landungssteg und Dampfer mit Rauch. Zu einer topographischen Lokalisierung von Hamburger Hafenmotiven wären sie untauglich. Vielmehr sind sie Zeugnisse von Augenerlebnissen. (…) Obwohl diese Zeichnungen nicht etwa Vorzeichnungen zu Druckgraphik darstellen, bereiten sie in ihrer Struktur aus solchen Linien und Flecken die druckgraphische Umsetzung vor, in der Abbild und graphisches Zeichnen im flächigen Rhythmus identisch werden.“ (Hanna Hohl, Emil Nolde und der Hamburger Hafen, Bilderhefte der Hambuger Kunsthalle VIII, Hamburg 1988, S. 6f.).
Im selben Jahr noch fertigt Nolde eine lose Folge von insgesamt 18 Dampfer-Darstellungen und Hamburger Hafenmotiven an, die mit zu den eindrücklichsten Blättern der deutschen Druckgrafik am Anfang des 20. Jahrhunderts zählen. Nolde zeigt auf diesen Arbeiten seine meisterhafte Beherrschung der vielfältigen Radiertechniken, mit denen er sich eines seinerzeit noch völlig neuen Bildmotivs und den damit einhergehenden drucktechnischen Herausforderungen annimmt. Verständlicherweise erfreuen sich sowohl Noldes Hafenansichten als auch die druckgrafischen Dampfer-Blätter bis heute bei Sammlern großer Beliebtheit.

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