Details

Literatur:
Nicholas Turner, European master drawings from Portuguese collections II: Italy and Portugal, Porto 2021, S. 148f., Kat.-Nr. 61, mit farb. Abb.

Ausstellung:
Desenhos de mestres italianos em coleções portuguesas (II), Museu Nacional Soares Dos Reis, Porto (Oktober–Dezember 2001), Kat.-Nr. 61.

Provenienz:
Sotheby’s, London, Auktion, 14.12.1992, Los 97 (als „Bolognese School, 17th Century“);
Europäische Privatsammlung, auf Unterlage mit dem Sammlerstempel „FB mit Ginkgoblatt im Oval“ (noch nicht von Lugt/Fondation Custodia veröffentlicht).

Beschreibung

Dr. Elizabeth McGrath und Paul Taylor (beide Warburg Institute Library) haben sich 2020 mit vorliegender Zeichnung beschäftigt und vermuten, dass der Inhalt eher allegorischer als mythologischer Art sei, also ohne Rückgriff auf eine Textvorlage. Die rechte Figur besitzt zwei der Attribute, die in Cesare Ripas Iconologia (1593) der personifizierten Wut („Furore“) zugeteilt werden, u. a. das gekräuselte Haar („capelli rabbuffati“) sowie eine große, brennende Fackel („una gran torcia accesa“); lediglich das abgeschlagene Medusenhaupt fehlt. Die Bedeutung der beiden anderen Figuren in der seltsam disparaten Gegenüberstellung bleibt rätselhaft: zum einen ein halbnackter, satyrhaft grinsender Knabe, der wohl einen Fruchtzweig hochhält und gleich einer Statue auf einem mit Widderköpfen verzierten Sockel steht, zum anderen ein leblos am Boden liegendes Kleinkind. Hat die Betrachtung des Standbildes Furores Nervenkostüm zu arg mitgenommen, ihn gar zu einem jähzornigen Ausbruch provoziert?
Die Entstehungszeit der Zeichnung kann auf 1710-20 eingegrenzt werden. So besitzt die Figur Furores eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Merkur auf dem gemeinsam mit dem Vater Michelangelo Ricciolini (1654-1715) gemalten großen Deckenfresko in der Galerie des Palazzo Buonaccorsi, Macerata, das die Hochzeit Bacchus’ und Ariadnes zum Thema hat. – Horizontaler Falz. Untere linke Ecke ergänzt. Vereinzelt schwache braune Flecken. Winzige dunkle Tuschesprenkel (Werkstattspuren?). Ein kleiner Einriss am Sockel links. Winzige Löchlein im rechten unteren Rand sowie in der rechten Ecke. In altersgemäß guter Erhaltung.

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