Auguste Rodin

Mouvement de danse, étude type I, petit modèle

Details

Le Normand-Romain II, Seite 539 (Inv.-Nr. „S. 662“).

Provenienz:
Privatsammlung Kurt Delbanco, New York, durch Erbgang an den heutigen Besitzer;
Privatsammlung, New York.

Beschreibung

• Ausdrucksstarke Kleinbronze des reifen Werkes Rodins
• Die Plastik lotet den Raum durch den Körper der tanzenden Figur aus und stellt so eine weniger anatomische, denn emotionale Bewegungsstudie dar
• Patinnen für die Tanzenden Rodins waren unter anderem Isadora Duncan, Loïe Fuller oder Alda Moreno

In Bewegung verzerrt windet sich der Körper auf dem Sockel. Verzogen und nicht mehr anatomisch plausibel scheint die Person in Extase zu zucken. Rodin vereint hier Interessen, die sich in seinem Gesamtwerk immer wieder aufzeigen lassen: Die Neugier, dem menschlichen Körper Emotion abzulesen und das Studium kunsthistorischer Vorbilder. Seine hier angebotene Tanzbronze ist nicht nur anatomisch fragwürdig, sie ist auch unvollständig. Der linke Fuß, ebenso wie der rechte Unterarm fehlen. Diese Fehlstellen sind dabei keine Bruchstellen, ganz im Gegenteil! Immer wieder fehlen Gliedmaße im Werk Rodins, er beschränkt sich auf das für seine Werkaussagen wesentliche und reduziert die Form. So wie diese tanzende Figur kein identifizierbares Gesicht braucht, so sind auch nicht alle körperlichen Details nötig. Zugleich schreibt sich Rodin so in die kunsthistorische Tradition der Torsi ein. Seit der Renaissance waren Künstler wie etwa Michelangelo daran interessiert, die antiken Bruchstücke von Skulpturen zu imitieren, das fragmenthafte zum fertigen Werkstück zu erklären. Rodin, der in seinem Schaffen immer wieder Micheangelo zitiert und sich mit dessen Werken auseinandersetzt, schafft in den Tanzbronzen ebenso unvollendete Körper, die bestimmter Details nicht bedürfen.

Für die Tanzenden findet Rodin seine Inspirationen nicht im klassischen, von Strenge und formvollendeter Schönheit beherrschten französischen Ballett. Zwar ist mit Alda Moreno eine Vertreterin dieser Tradition eines der Modelle des Künstlers, doch sind es auch und insbesondere Künstlerinnen wie Loïe Fuller oder Isadora Duncan, die mit ihren neuen Perspektiven auf den Tanz und die Grenzen des menschlichen Körpers Rodin – und seine künstlerischen Zeitgenossen – inspirieren. Ihnen geht es weniger um einen akademisierten Tanz, der den Körper beherrscht, denn um eine sich aus dem Körper selbst heraus entwickelnde Bewegung. Mit dem, statt gegen den, Körper tanzen die Künstlerinnen und engagieren sich dabei für neue Sichtweisen. Sichtweisen, die Rodin etwa zu der hier angebotenen Kleinbronze inspirieren, bei der das subjektive Empfinden und Ausmessen des Körpers im Raum die zentrale Rolle spielen.

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