Details

Spies-Metken 973.

Ausstellung:
Hans Bellmer, Victor Brauner, Salvador Dali, Max Ernst, Wilfredo Lam, René Magritte, Pierre Roy, Alberto Savinio, Max Walter Svanberg, Yves Tanguy, Toyen, Galerie André François Petit, Paris 1965, mit farb. Abb.;
Le Sillabe mute dell’Immaginazione, Galleria Gissi, Turin 1971, Kat.-Nr. 11, mit farb. Abb., verso auf dem Keilrahmen mit dem Stempel;
Max Ernst – Yves Tanguy: Deux Vision du Surréalisme, Musée Paul Valéry, Sète 2016.

Provenienz:
Sammlung Walter Schwarzenberg, Brüssel;
Galerie Georges Giroux, Brüssel 1./2.2.1932, Los 116, verso auf dem Keilrahmen mit dem Etikett;
Galerie André François Petit, Paris;
Galleria Arturo Schwarz, Mailand;
Christie’s, London 27.6.1995, Los 183;
Privatsammlung, Monaco.

Beschreibung

• Fantastisch-surrealistische Landschaft aus der wegweisenden Serie „La Mer“
• Eines der frühesten „Grattage“-Werke, einer von Max Ernst neu entwickelten Maltechnik
• Aus der berühmten Sammlung des Galeristen Walter Schwarzenberg in Brüssel, einem wichtigen Förderer der Surrealisten in Belgien

Während seines Sommeraufenthaltes 1925 im bretonischen Pornic wird Max Ernst zu der von maritimer Ästhetik durchdrungenen Serie „La Mer“ inspiriert, zu der auch das Gemälde „Marine“ zählt.
Ernst, der herkömmliche Maltechniken und traditionelle Ikonografie ablehnt, erfindet in diesem Sommer seine ganz individuelle Technik der Frottage bzw. Grattage, die von da an sein gesamtes künstlerisches Œuvre beeinflusst. Die Frottage ist eine Durchreibetechnik, mit der Holzmaserungen oder Blattstrukturen auf Papier übertragen werden. Zwar hatte Ernst die Frottage bereits zuvor verwendet, aber noch nicht als eigenständige Technik. „Der ausgewaschene Holzfußboden in einem kleinen Hotel in Pornic an der Atlantikküste suggerierte ihm eine texturreiche, interpretationsfähige Ausgangswelt. Er legte auf die Dielen des Bodens Papier und rieb mit weichem Graphit die darunter stehenden Strukturen durch. Dank der Kombination der verschiedenartigsten, reliefhaft spürbaren Texturen bereichert er diesen Formenschatz und führte ihn, interpretierend, zu präzisen Zeichnungen über. Zu den Elementen, die herangezogen wurden, zählen Bretter u.a. Strohgeflecht, hartes Brot, Bindfaden, Kirschenstiele, Blätter, Rinde. Auch hier führt die Wiederverwendung der einzelnen Strukturen zur Vereinheitlichung. Es kommt zu einem Austausch der zeichnerischen Elemente von Blatt zu Blatt.“ (Werner Spies, Max Ernst. Werke 1925-1929, Köln 1976, S. VII). In der Grattage adaptiert Ernst dieses Verfahren für die Ölmalerei, indem er eine mit dünnen Farbschichten bemalte Leinwand auf eine strukturierte Oberfläche legt und die Farbe wegkratzt, um reiche Muster zu erhalten: Das Material des Malgrunds wird sichtbar und suggeriert völlig neue Formen. Max Ernst erschafft so überwiegend stark abstrahierte fantastische Landschaften, die mit nur wenigen Formen, Linien und Farben Sonne, Wellen, Horizont, Tag und Nacht andeuten. Die Grattage bleibt jahrzehntelang ein integraler Bestandteil von Ernsts Schaffensprozess und dient ihm als kreative Technik, mit der er seine Angst vor dem leeren Papier oder der leeren Leinwand überwinden kann.

Das Gemälde stammt aus dem früheren Besitz von Walter Schwarzenberg, Inhaber der Galerie Le Centaure in Brüssel. Er fördert viele zeitgenössische expressionistische und surrealistische Künstler, insbesondere René Magritte. Jedoch bleibt der finanzielle Erfolg der Galerie aus, sodass Schwarzenberg 1930 die Galerie schließen muss. 1932 wird seine umfangreiche Sammlung mit 360 Werken moderner französischer, deutscher und belgischer Künstler in der Galerie Georges Giroux versteigert. Bei dieser Auktion wird auch das Max Ernst-Gemälde „Marine“ verkauft.

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R = Regelbesteuerte Kunstwerke
N = Differenzbesteuerte Kunstobjekte mit Ursprung in einem Land außerhalb der EU
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