Egon Schiele

Bildnis eines bärtigen Mannes

Details

Kallir D 129.

Literatur:
Price, Renée (Hrsg.), Egon Schiele. The Ronald S. Lauder and Serge Sabarsky Collections, München u.a. 2005, Kat.-Nr. D9, mit farb. Abb. S. 199.

Ausstellung:
Egon Schiele: Vom Schüler zum Meister/Da allievo a maestro, Akademie der bildenden Künste, Wien u.a. 1984-1987, Kat.-Nr. 8;
Egon Schiele, Pinacoteca Capitolina, Rom/Museo d’Arte Moderna Ca’Pesaro, Venedig 1984, Kat.-Nr. 39;
Egon Schiele: 100 Zeichnungen und Aquarelle/Disegni e acquarelli/Œuvres sur papier, Städtische Galerie, Rosenheim u.a. 1988-1993, Kat.-Nr. 2;
Egon Schiele, Mezinárodní kulturní centrum Egona Schieleho, Krumau/Moldau 1993-1996, S. 62f.;
Egon Schiele, National Gallery of Iceland, Reykjavik 1996;
Belvedere Museum, Wien 2011;
Egon Schiele: Portraits, Neue Galerie, New York, 2014/15;
Bloom and Doom: Visual Expressions and Reform in Vienna 1900, Middlebury College Museum of Art, Middlebury/Vermont 2016.

Provenienz:
Sammlung/Nachlass Serge Sabarsky, New York, seit 1983;
Sammlung/Stiftung Vally Sabarsky, New York.

Beschreibung

• Frühe Zeichnung aus dem ersten Akademiejahr des erst 16-jährigen Studenten Egon Schiele
• Volumina werden nur mit dem Papierweiß erzeugt, ohne Höhungen mit weißer Kreide
• Das prägnante Porträt zeigt bereits Schieles hohes handwerkliches Können, aus dem heraus er wenig später seinen charakteristischen expressionistischen Stil entwickelt

Im Herbst 1906 beginnt der erst 16-jährige Egon Schiele sein Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Im ersten Semester dominieren Studien nach antiken Abgüssen und Aktzeichnen den Unterricht, ab Januar 1907 bis Mitte Juni entstehen dann fast ausschließlich weibliche und männliche Porträtzeichnungen, die dank präziser Datierungen eine genaue zeitliche Einordnung zulassen. In diesem Frühjahr zeichnet Schiele am 29. April, das „Bildnis eines bärtigen Mannes“ sowie einige Wochen zuvor, am 8. März, das „Bildnis einer Dame mit Halsband und Medaillon“ (siehe Los 721). Beide Arbeiten sind sowohl inhaltlich als auch methodisch noch stark von konventionellen Zeichenmitteln geprägt. Gemäß der akademischen Praxis werden Höhungen und Volumina nur mit Hilfe des Papierweißes herausgearbeitet. Die Zeichenschüler dürfen zwar radieren und den Farbauftrag ausdünnen oder entfernen, aber nur selten echte Höhungen mit weißer Kreide oder Pastell hinzufügen. Diese Porträts des jungen Schiele sind beeindruckend, auch wenn sie nicht ganz die überragende Eleganz der Zeichnungen Gustav Klimts in vergleichbarem Alter erreichen (vgl. Los 707). Klimt, zu dem der junge Student noch im selben Jahr 1907 Kontakt aufnimmt, wird zu Schieles Förderer und Impulsgeber, und es zeigt sich schnell dessen Einfluss in Schieles Arbeiten. Bis April 1909 bleibt Schiele noch an der Akademie, die er dann jedoch aufgrund zunehmender Spannungen mit den Lehrern verlässt. In Abgrenzung zu dem konventionellen Kunstbetrieb gründet er mit gleichgesinnten Künstlerfreunden die „Neukunstgruppe“. Zu dieser Zeit findet Schiele zu seinem ganz individuellen und charakteristischen Zeichenstil, der sich durch die Ablehnung des traditionellen Schönheitsideals und die Darstellung von Hässlichkeit und übersteigerten Emotionen auszeichnet und der ihn in nur wenigen Jahren erfolgreich und weltberühmt macht. Doch die Grundlage dafür ist Schieles hohes zeichnerisches Können, das auf der klassischen akademischen Ausbildung beruht, und aus dem heraus er seinen unverkennbaren expressionistischen Stil entwickeln kann.

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