Details

Die Arbeit ist in der 1930 bis 1951 entstandenen Werkliste des Künstlers mit „1949 Junge Familie“ aufgeführt.

Urban 1327.

Ausstellung:
Galerie Thomas, München 1981, Kat.-Nr. 81, mit farb. Abb.;
The George Economou Collection, Municipal Gallery of Art, Athen 2011, S. 118, mit ganzs. farb. Abb.;
Emil Nolde. Figur, Galerie Thomas, München 2021, S. 28f.

Provenienz:
Nolde-Stiftung Seebüll;
Galerie Knoedler, New York (1967);
Galerie Beck & Eggeling;
Privatsammlung Westfalen;
Privatsammlung, Europa.

Beschreibung

• Harmonische Darstellung, die Anmut, Vertrautheit und Wärme ausstrahlt
• Das Motiv kann mit dem Thema der „Heiligen Familie“ assoziiert werden, dem Archetyp der idealen Familie
• Berührendes Gemälde aus Noldes Spätwerk, das zurückgeht auf ein Aquarell aus der Reihe der zwischen 1938 und 1945 entstandenen ‚Ungemalten Bilder‘

Obwohl man mit Nolde bunt leuchtende Blumenbilder, farbgewaltige Landschaften und aufgewühlte Meere verbindet, sieht er sich selbst zuvorderst als Bildnis- und Figurenmaler. Er betont dies auch in seinen Schriften: „Die Menschen sind meine Bilder. Lachet, jubelt, weinet oder seid glücklich, Ihr seid meine Bilder, und der Klang Eurer Stimme, das Wesen Eurer Charaktere in aller Verschiedenheit, Ihr seid dem Maler Farben.“ Im Spätwerk des Künstlers dominieren die Figurenbilder. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges malt er noch über hundert Ölgemälde.

Vor allem bevorzugt Nolde die Darstellung von Figuren als Liebende oder in familiären Gruppen, um menschliche Gefühle darzustellen. In Noldes Werk ist das herzliche Verhältnis von Mutter und Kind ein häufig wiederkehrendes Thema, welches in allen künstlerischen Techniken aufgegriffen wird. Bei diesen Bildern ist die Gestalt des Vaters oft aufrecht und ernst; doch ebenso ist er beschützend in den nahen Hintergrund gerückt. Davor dominiert die Beziehung zwischen Mutter und Kind. Darüber hinaus gibt es eine beachtliche Zahl unterschiedlicher Familienbilder, teils porträthaft, teils frei erfunden oder in Anlehnung an biblische Inhalte.
Unsere „Junge Familie“ malt Nolde 1949, drei Jahre nach dem Tod seiner geliebten Frau Ada. Sehnsuchtsvoll beschwört der Künstler die Dreieinigkeit der Familie, die er nie hatte. Das Gemälde strahlt Harmonie, Anmut und Vertrautheit aus. In Halbfigur malt Nolde die junge Mutter, leicht aus der Mitte nach links versetzt. Im Arm hält sie das Kind, das mit seinen blauen Augen Blickkontakt zu ihr sucht. Über einem roten Gewand trägt sie einen hellen Umhang, auf dem Kopf eine hellblaue Haube oder einen Hut. Der stolze Vater steht bescheiden am rechten Rand, hinter der Frau und blickt lächelnd auf seine junge Familie. Der leuchtende, gelbe Hintergrund spiegelt sich in den Gesichtern der drei Figuren wider und verleiht der Komposition einen warmen, harmonischen Klang. Die Darstellung erinnert an die religiösen Bilder Noldes. Sie kann mit dem Thema der „Heiligen Familie“ assoziiert werden, dem Archetyp der idealen Familie. Darauf verweisen auch die Gewandfarben der Frau, Blau und Rot, die Farben der Gottesmutter Maria. Maria wird traditionell in der Kunst mit einem roten Mantel und einem blauen Umhang dargestellt.

Nolde wird 1941 aus der Reichskulturkammer ausgeschlossen und mit Berufsverbot belegt. Er fängt bereits 1938 an, kleine Formate in Aquarellfarbe zu malen, die er später in Ölbilder umsetzen will. Er nennt sie die ‚Ungemalten Bilder‘, da er sie aufgrund des Berufsverbotes ab 1941 nicht mehr öffentlich zeigen kann und gibt viele dieser über 1300 kleinformatigen Aquarelle zur Aufbewahrung an Freunde.
Unser Gemälde gehört zu einer großen Folge von Werken, die Emil Nolde auf Basis der ‚Ungemalten Bilder‘ malt. In der Sammlung der Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde befinden sich die entsprechenden Aquarelle aus dieser Reihe, wie „Junge Familie“ und „Glückliche Familie“.

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