Junge Frau mit Kopftuch

Details

Mit einer Fotoexpertise vom Karl Hofer Komitee, Köln, vom 19.10.2022 (in Kopie). Das Werk wird in das Karl Hofer Werkverzeichnis aufgenommen und im Karl Hofer Archiv unter der Nummer N30 geführt.

Provenienz:
Privatsammlung, Berlin;
Privatbesitz, Norddeutschland.

Beschreibung

• Typisches Hofer-Porträt mit zartem, kontemplativem Charakter
• Reduzierte bildnerische Mittel unterstreichen die konzentrierte Ausdruckskraft
• Auch in individuellen Bildnissen gelingt Hofer die Darstellung zeitloser Allgemeingültigkeit

Karl Hofer, der sein Leben lang ein vehementer Verfechter der gegenständlichen Kunst bleibt, entwickelt bereits früh ein eigenes Bildrepertoire, das er über Jahrzehnte hinweg weiterentwickelt und vervollkommnet. Neben Landschaften und Stillleben sind es vor allem seine Menschendarstellungen, die sein Œuvre unverwechselbar machen. Gruppen am Meer, Artisten, Liebespaare und immer wieder Mädchenfiguren, mal am Fenster stehend, mal sitzend, in Gruppen oder einzeln. Hofers Malerei strebt nach klarer, einfacher Schönheit und zeichnet sich durch eine sehr ausgewogene und charakteristische Bildsprache mit stark vereinfachten Formen und klar konturierten Farbflächen aus. Vor allem die kleinformatigen Porträts zeigen Hofers überragendes Talent. Sein Hauptaugenmerk liegt dabei nicht in den prägnanten äußeren Merkmalen der Dargestellten, die hinter seiner flächigen Malweise eher verschwinden, als vielmehr auf den inneren Spannungen, die er meisterhaft auszudrücken vermag. Mit scheinbar einfachen, an Cézanne geschulten, malerischen Mitteln – geschlossener Bildaufbau mit reduzierter Farbpalette, summarischer Behandlung der Kleidung und ein undefinierter Hintergrund ohne Beiwerk – verdichtet Hofer die Ausdruckskraft des Motivs auf das Wesentliche. Besonders ist dabei der nach innen gerichtete Blick mit überproportional großen Augen, der die für Hofer so charakteristische kontemplative Entrücktheit seiner Porträts erzeugt. Auf den ersten Blick scheinen sich die Modelle zwar zu ähneln, doch bei genauerer Betrachtung wird erkennbar, dass es Hofer auf geniale Weise gelingt, eine gewisse Allgemeingültigkeit mit dem Individuellen der Porträtierten zu verbinden.